Ein Jahr mit Linux als Hauptsystem – Ein Erfahrungsbericht

Ein knappes Jahr lang benutze ich jetzt schon Linux als Hauptbetriebssystem, vorher nur als Zweitsystem. Dabei konnte ich Windows fast komplett ersetzten. Meine Erfahrungen und welchen Problemen ich dabei begegnet bin, möchte ich hier einmal festhalten.

Die Installation

Die Parallelinstallation von Linux und Windows ist problemlos möglich (Die Windows-Installation habe ich noch für Spiele sowie inkompatible Programme behalten). Man muss nur darauf achten, dass man bei einer Neuinstallation das Windows-System zuerst installiert, da ansonsten der Grub-Bootloader des Linux-Systems wieder überschrieben wird (Grub kann Windows booten, der Microsoft-Bootloader aber kein Linux). Beim Start lässt sich dann bequem das gewünschte Betriebssystem auswählen und starten.

Hardwareunterstützung

Die meiste Hardware wurde komplett automatisch erkannt und konnte korrekt angesteuert werden. Die einzigen beiden Ausnahmen waren die Sound- sowie die Grafikkarte. Der Soundserver meinte, er müsse das HDMI-Audio des Grafikchips priorisieren, gewollt war aber die analoge Soundkarte. Auch per Einstellungsmenü konnte dies aufgrund eines Bugs nicht geändert werden. Die Lösung war die Änderung einer Konfigurationsdatei.

Außerdem war noch ein älterer Grafiktreiber installiert, welcher etwas an der Performance zog. Diesen konnte ich aber problemlos updaten.

Der Desktop

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Gnome-Aktivitäten

Bekanntlich gibt es unter Linux ja fast schon unbegrenzte Desktopoberflächen und Windowmanager. Bei meiner installation habe ich mich für Gnome entschieden, da dieses ein einzigartiges Bedienkonzept bietet. Die Oberfläche ist minimalistisch aufgebaut, verfügt aber trotzdem über einen großen Funktionsumfang. Anwendungen wechselt man über das sogenannte Aktivitäten-Menü, welches an Mission Control von macOS erinnert. Dabei kann man die Übersicht behalten und hat gleich immer eine Vorschau mit dabei. Programme lassen sich ganz einfach über Eingabe des Namens starten.

Softwareauswahl

Die Softwareauswahl hat sich in den letzten Jahren erheblich gebessert. Die meiste bekannte Software ist unter Linux verfügbar. Ausnahme hiervon sind jedoch viele professionelle Produkte wie die Adobe-Produktpalette oder Microsoft Office. Aber glücklicherweise gibt es dank der Community hervorragende Alternativen. Gimp ist ein fast vollwertiger Ersatz für Photoshop, auch wenn einige Funktionen fehlen. Mit LibreOffice kann man seine Büroarbeit erledigen und Evolution ist ein hervorragender Mailclient, der sogar Outlook schlagen kann.

Spieleunterstützung

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Steam Big Picture unter Linux

Zwar ist die Anzahl der Linux-Spiele in den letzten Jahren stark gestiegen, viele Titel haben es aber immer noch nicht auf die Plattform geschafft, einige werden es nie schaffen. Da kann auch Valve mit ihrem SteamOS nicht viel ändern. Das ist auch der Hauptgrund, warum ich immer noch eine Windows-Installation habe. Zwar gibt es Wine, eine Laufzeitumgebung für Windows-Programme und auch Projekte wie PlayOnLinux welche ermöglichen wollen, auch nicht Linux Spiele und Software laufen zu lassen. Dies klappt mal mehr, mal weniger.

Manche Spiele laufen aber schon recht annehmbar. Beispielsweise League of Legends, welches nur einen kleineren Patch benötigte oder auch viele Valve-Spiele, welche aber ohnehin eine Linux-Version haben. Die Performance leidet aber merklich bei der Verwendung von Wine. Da alle Systemaufrufe erst konvertiert werden müssen geht etwa 15% der Performance verloren. Das hängt aber auch vom entsprechenden Spiel ab.

Fazit

Linux ist ein fast perfekter Ersatz für Windows. Zwar gibt es hier und da einige nervige Bugs. Diese hat man aber auch auf dem Microsoft-Betriebsystem. Auch die Softwareauswahl ist sehr gut und hat teilweise Programme, die es unter Windows nicht mal ansatzweise gibt. Wenn man nicht auf Spezialsoftware angewiesen ist, welche Windows voraussetzt, kann man ruhig den Wechsel wagen. Spieler sollten sich aber eine Windows-Partition behalten, um die Spielebibliothek wirklich ausnutzen zu können.

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